Nahles neu bei der Betriebsrente

Bei der Betriebsrente wird jetzt vieles einfacher. Der erste Finanztip dazu: Lassen Sie sich nicht das Gegenteil erzählen. Die Bundesregierung und die zuständige Arbeitsministern Andrea Nahles (SPD) will statt Riesters gescheiterter Rente die Betriebsrente stärken und hat für die Beschäftigten ein Fass und ein regelrechtes Füllhorn aufgemacht; vor allem für Kleinverdiener. Und das geht so:

Fragen Sie mal Betriebsrentenprofis. Die werden Ihnen sagen, dass „das mit der Betriebsrente“ hoch kompliziert ist. Schließlich kommen dabei ja (anschnallen!) Steuer-, Arbeits-, Sozial- und Tarifrecht zusammen. Genauer gesagt: durcheinander. Ein teures Drama für gut bezahlte Juristen, Steuerberater und Mathematiker. Erstens: Das stimmt. Eigentlich. Zweitens: Bullshit! Praktisch ist es nämlich so, wie nun als Gesetz beschlossen.

Die Bundesregierung hat den komplizierten „Gordischen Knoten“ (Alexander, der Große) der Betriebsrente einfach zerschlagen und die Betriebsrente aus Sicht der Arbeitnehmer praktisch, rentabel und einfach … einfach umgebaut. Einfacher gemacht. Ab dem kommenden Jahr müssen Beschäftigte, wenn sie in ihrem Betrieb auf Betriebsrente angesprochen werden, nur noch eine einzige Frage stellen oder noch einfacher … lediglich ein Wort erfragen: „Sozialpartnermodell? Ja oder nein?“.

Die einfachste Frage: Sozialpartnermodell? Ja oder nein?!

Nochmal, weil einfach: Egal, ob im Betrieb oder im Wohnzimmer: Wenn Sie ab nächstes Jahr ein Finanzberater oder Versicherungsvertreter auf Betriebsrente anspricht, dann fragen Sie nach dem „magischen“ Wort: „Sozialpartnermodell?“ Kommt ein „nein“, dann den Herren (seltener ja Damen) wegschicken. Wenn Ihr Chef oder Ihr Betrieb sie anspricht, stellen Sie dieselbe Frage, sie wissen schon …

Warum? Weil die Bundesregierung, zuständig ist Sozialministerin Andrea Nahles (SPD), die Betriebsrente neugeregelt hat. Es gab bisher fünf verschieden komplizierte, oft teure Wege zur „Rente vom Chef“. Man müsste eigentlich sagen „über den Chef“, weil viele Modelle einen eigenen Beitrag des Arbeitnehmers verlangen. Nicht anders, auch Ihr Chef kann kein Geld drucken, ist es mit der neuen Betriebsrente, Version Nummer 6, dem oben bereits benannten Sozialpartnermodell.

Alles neu, ziemlich gut

Was ist neu? Warum ist das ziemlich gut? Hier wird es schrittweise erklärt:

Erstens: Durch die Finanzkrise (danke Banken, … für deren Rettung die Staaten möglichst zins-„billige“ Schulden machen mussten) sind die Zinsen für sichere Sparanlagen praktisch auf Null gesunken (immer mehr Banken verlangen für Tagesgeld sogar Strafzins). Das Problem bei der Betriebsrente ist aber, dass Ihre Beiträge wie Arbeitslohn behandelt werden müssen. Das bedeutet rechtlich, Ihre Sparbeiträge in die „Chefrente“ dürfen niemals gekürzt, nie weniger werden als von Ihnen eingezahlt.

Und damit Ihre Beitragsgarantie auch sicher ist, müssen Ihr Chef (oder der jeweilige Versicherer, die sind bislang die Produkt-„Könige“ der Betriebsrente) Ihr Geld sicher anlegen. Sicher = null Zins. Null Zins = null Rendite. Für die bisherigen Sparverträge gilt im Nullzins-Tal also, Ihre Beiträge sind renditelos „festgemauert in der Erden…“ (Schillers Glocke). So konnte es aus Sicht des Gesetzgebers nicht weitergehen. Das neue Gesetz zur Betriebsrente sieht vor:

Zweitens: Ihr Chef muss keine Beitragsgarantie mehr geben. Die Versicherungen protestieren dagegen, weil sie damit raus sind aus der neuen Betriebsrente. Sind Sparanlagen ohne Garantie gefährlich? Ein klares Jein J Im Ernst. Wir ordnen das ein. Ohne Garantie-Pflicht darf der Chef Ihr Geld rentabler (auch riskanter? Dazu unten mehr) anlegen, etwa mit ein paar mehr Aktien. Die Chance: Zins, nein: Rendite nennt sich das korrekt.

Mit mehr Aktien (riskant? Aufschrei?) kann Ihr Geld „mehr Junge kriegen“, Zinsen, ähemm… Rendite. Falls das wider Erwarten und gegen alle Finanzwissenschaft nicht klappt? Was dann? Das kann nach allem menschlichen Ermessen nicht passieren. Warum nicht? Weil Ihr Chef beim neuen Sozialpartnermodell 15 Prozent zu Ihren Sparbeiträge zuschießen muss.

15 Prozent Sicherheitspolster. Vorsichtig angelegt (bisschen Aktien, bisschen sichere Anleihen, solide Immobilen …), „schafft“ Ihr Spargeld dann erwartungsgemäß 2-3-4 Prozent Rendite, statt derzeit Null. Wie viel genau, das wissen wir noch nicht, aber mehr als Null, mehr als eingezahlt, kriegen Sie zurück, häppchenweise als Rente ab 67.

Versicherungen mit hohen Kosten müssen draußen bleiben

Drittens: Die neue Betriebsrente wird den Versicherern praktisch und tatsächlich aus den Händen genommen. Sind die sauer!!! Künftig sollen sich die Sozialpartner (Arbeitgeber-Verbände und Gewerkschaften: daher der Name) einigen und für Ihr Betriebsrenten-Geld eigene Versorgungswerke aufbauen. Etwa bei der Metallrente hat sich dieses Modell der Sozialpartner schon vor Jahren bewährt.

Man kann es auch anders sagen: Das neue Sozialpartnermodell ist eine Art „Metallrente für alle“. Bewährt. Vor allem entfallen beim neuen Modell die teuren Kosten und Provisionen, die Versicherungen bisher verlangt haben.

Ab 2022 muss der Chef 15 Prozent draufzahlen – immer

Viertens: Kleinverdienern bis 2.200 Euro Monatsbrutto kann der Chef künftig von 240 bis 480 Euro pro Jahr Zuschlag auf den Beitrag zahlen (einen Teil kriegt er vom Finanzamt zurück). Im Rentenalter werden bis zu 200 Euro monatliche Rente vom Chef (ebenfalls Riester- und Basisrente, das sind andere Baustellen) NICHT auf Hartz IV oder die Grundsicherung angerechnet. Betriebsrente lohnt sich also echt. Gerade für Geringverdiener. Haben Sie schon eine Betriebsrente der „alten“ Art?

Dann können Sie ab dem kommenden Jahr umschwenken auf die neue (den 6. Weg der) Betriebsrente. Verlustfrei – wenn Ihr Chef bei der neuen Betriebsrente mitmacht. Hierfür muss Ihr Chef/Ihr Betrieb noch nicht einmal tarifgebunden sein. Die Firma kann sich an den Tarif und die neue Betriebsrente „anlehnen“, auf Deutsch mitmachen. Auch wenn Sie, sofern vorhanden, bei Ihrer „alten“ Betriebsrente bleiben: Ab 2022 muss der Chef 15 Prozent dazutun. Herrlich.

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