Banken müssen verkaufen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es um Kredite, Wertpapiere oder Versicherungen geht. Was in den siebziger Jahren noch als echte Beratung galt, hat heute einem subjektiv geprägten Vertriebsprozess Platz machen müssen. Dieser Sachverhalt gilt allerdings weniger für die Direktbanken als vielmehr für die Institute vor Ort.
Das Onlinegeschäft hat nicht nur bei Krediten und Einlagen Einzug gehalten. Computerbasierte Wertpapierallokationen, automatisierte Titelauswahl durch Robo-Advisor, finden immer mehr Anhänger.
Robo-Advisor im Vergleich- Jetzt den besten Anbieter finden
Der Sachverhalt heute
Im Wertpapiergeschäft liegt der Fokus der stationären Berater auf dem Vertrieb hauseigener Investmentfondsanteile. Versehen mit fünf Prozent Ausgabeaufschlag bringen sie hervorragend kurzfristige Erträge. Leider sind die Anleger so träge und wechseln nicht alle zwölf Monate die Anlagestrategie. Hier haben sich Zertifikate mit Laufzeiten zwischen 12 und 18 Monaten bewährt. Der Ausgabeaufschlag fällt zwar niedriger aus, durch die kurzen Laufzeiten lassen sich die Anlagegelder aber besser „drehen“. Eine Beratung hinsichtlich Aktien oder Anleihen findet nicht statt.
Bei den Direktbanken entfällt das Geschäftsmodell, Anlegergelder so häufig wie möglich umzuschichten. Die Kunden dieser Häuser handeln autonom, eine Beratung oder ein Verkauf findet nicht statt – wie auch? Direktbanken punkten bei der Geldanlage in Wertpapiere aber noch mit einem anderen Sachverhalt. Investmentfondsanteile werden in der Regel mit hohen Rabatten auf den Ausgabeaufschlag an die Kunden abgegeben.
Mit dem Einzug einer neuen Wertpapierart ist die Luft für die stationären Wertpapierberater noch dünner geworden. ETFs, Exchange Trading Funds, auf Deutsch Indexfonds, zeigen sich als deutlich attraktiver. Sie bestechen vor allem durch die Kostenseite, da diese signifikant niedriger ausfällt, als bei einem klassischen Investmentfonds.
Wie funktioniert ein ETF?
Bei einem Indexfonds handelt es sich um einen sogenannten passiven Fonds. Der Emittent bildet im Rahmen des Fonds einen beliebigen Index, beispielsweise den DAX30 oder den Eurostoxx50 nach. Das Fondsmanagement muss nur aktiv werden, wenn es zu einer Veränderung innerhalb des Fonds kommt. Während aktiv gemanagte Fonds versuchen, ihren jeweiligen Index zu schlagen, ein Fonds mit deutschen Aktien will eine bessere Wertentwicklung als der DAX erreichen, spiegeln ETFs die Wertentwicklung des Index wider. Da Indexfonds über die Börse gehandelt werden, entfällt der Ausgabeaufschlag. Einige Onlinebroker bieten Wertpapierorders im Inland für 4,90 Euro an, unabhängig vom Ordervolumen. Der Kauf von Anteilen im Wert von 10.000 Euro kostet 4,90 Euro. Bei einem vergleichbaren aktiven Fonds mit Ausgabeaufschlag wären 500 Euro fällig – ein Unterschied.
Es gibt weltweit inzwischen Tausende von ETFs. Jeder nur denkbare Index wird von mindestens einem ETF abgebildet. Das einfache Prinzip eines ETFs macht es möglich, dass die Auswahl eines solchen Fonds für ein Investment nicht mehr subjektiv durch einen Menschen mit möglicherweise emotionalen Gesichtspunkten erfolgen muss, sondern auf der Grundlage mathematischer Ansätze.
Robo-Advisor – Algorithmen bestimmen die Kapitalanlage
An dieser Stelle kommen Robo-Advisor ins Spiel. Robo-Advisor zählen zur Gruppe der FinTechs, der Financial Technologies. Der Terminus „Robo-Advisor“ setzt sich aus zwei Begriffen zusammen. „Robo“ steht für „Robot“, Maschine, und „Advisor“ bedeutet Berater. Auf der Grundlage der unterschiedlichsten Algorithmen entscheidet die Maschine, welche ETFs einem Portfolio hinzugefügt werden und welche entnommen werden.
Der Anleger definiert zunächst seine persönliche Risikofreude, aus der sich die jeweilige Anlageklasse ableitet. Die Anlagedauer und der Anlagebetrag spielen bei der Portfolioauswahl ebenfalls eine Rolle. Einige Anbieter hinterfragen auch noch das Anlageziel, beispielsweise Altersvorsorge oder Ausbildung der Kinder finanzieren. Die Betreiber bieten in der Regel fünf verschiedene Anlageklassen an, welche sich durch den Anteil an Aktienfonds unterscheiden. Anleger können einmalige Beträge in ein Portfolio investieren, oder durch Sparpläne und willkürliche Einzahlungen den Vermögensaufbau bestimmen.
Der Fragebogen zur Risikoeinschätzung tritt an die Stelle des Beratungsprotokolls der Banken vor Ort. Die Anbieter sind juristisch gesehen Anlagevermittler oder gebundene Agenten. Sie sind daher gehalten, vor der Anlageempfehlung ein Anlegerprofil zu erstellen.
Die Auswahl der ETFs, in die investiert wird, bezieht zahlreiche mathematische Kalkulationen mit ein. Eine der häufigsten Anlagestrategien ist dabei ein antizyklisches Agieren. Auf die Auswahl der Titel haben Menschen keinen Einfluss mehr. Im Gegensatz zum klassischen Fondsverkauf durch einen Bankmitarbeiter entfällt jegliche subjektive Einflussnahme.
Performance der Robo-Advice-Anbieter im Zeitverlauf seit 1.Mai 2016
Bedienhinweis: Einzelne Datenreihen lassen sich durch Klick auf die betreffende Überschrift aus- und wieder einblenden.
Quellen:
Quelle: http://www.brokervergleich.de/robo-advisor/statistiken/
Der Robo-Advisor selbst trifft nur die Anlageentscheidung. Die Fondsanteile werden bei einer assoziierten Bank verwahrt und verwaltet.
Die Kosten für eine Geldanlage mittels Robo-Advisor bewegen sich in den meisten Fällen zwischen 0,5 Prozent und zwei Prozent des Anlagebetrages pro Jahr.
Für wen ist die Nutzung eines Robo-Advisors sinnvoll?
Robo-Advisor eignen sich in erster Linie für Anleger, die selbst zu wenig Marktkenntnis besitzen, um aktiv mit Einzeltiteln zu handeln. Für Sparer, die kein Interesse an den subjektiven Anlageempfehlungen der Bankberater haben, bieten sie eine echte Alternative. Gleiches gilt für den Personenkreis, der seine Kosten möglichst gering halten möchte. Fakt ist, dass Robo-Advisor einen immer größeren Zuspruch erfahren, da die Beratungsqualität der Banken nach wie vor nicht frei von Kritik ist und die niedrigeren Kosten bei ETFs im Vergleich zu klassischen Fonds immer mehr Anleger überzeugen.
Fazit
Nachdem Kreditplattformen für die Vermittlung von Krediten von privat an privat begonnen haben, einen erheblichen Teil von Verbrauchern mit einem klassischen Bankprodukt an den Banken vorbei zu bedienen, steht der nächste Umbruch bevor. Die automatisierte Geldanlage ohne subjektive Verkäufermeinung wird auch im Anlagesegment für Furore sorgen. „Auf Basis der veröffentlichten Zahlen und zusätzlichen Gespräche mit den Anbietern schätzen wir den Robo-Advisor-Markt in Deutschland derzeit auf 662 Mio. Euro. Das monatliche Wachstum beträgt 20 – 30 Mio. Euro.“ (Markus Jordan, Herausgeber Extra-Magazin, 6. März.2017). Damit dürfte zum Ende des Jahres 2017 die Marke von einer Milliarde Euro übersprungen sein.